Lockdown-Tagebuch: Von Machern und Flachpfeifen

Kennt ihr den Unterschied zwischen Machern und Flachpfeifen? Die einen tun, die anderen reden nur müde daher.

Aber erst mal: Den Regeln des Anstands folgend, müsste ich hier jetzt schreiben: Ich bedanke mich bei allen, die an meinen Geburtstag gedacht haben. Ich habe mich über jeden sehr gefreut.

Das stimmt zwar grundsätzlich, ist aber gleichzeitig das Langweiligste, was man sich vorstellen kann. Und mit Langeweile, Berechenbarkeit und Konventionen das neue Jahr zu beginnen, gäbe es etwas Trostloseres?

Früher, in normalen Zeiten (also bis ca. Januar 2020) hätte ich jetzt an dieser Stelle irgendwas über den Charme des unkonventionellen Denkens und der Segnungen der unabhängigen eigenen Sichtweise erzählt. Heute muss man damit ein bisschen vorsichtig sein. Sonst wird man mit einem „Querdenker“ verwechselt. Dann also lieber komplett konventionell, ohne den Hauch einer eigenen Idee, als mit so was in einen Topf geworfen werden.

Auf der anderen Seite: So weit ist es mit uns in diesen verrückten Zeiten schon gekommen, dass man betonen muss, in seinem Leben auf gar keinen Fall „quer“ denken zu wollen. Aber gerade wandelt sich sowieso alles, inklusive des eigenen Weltbildes. Ich habe ja immer gedacht, dass sich der Staat aus vielem rauszuhalten habe, weil der Mensch weitgehend eigenverantwortlich entscheiden kann.

Wenn du dir aber wieder so ein paar Sachen aus den letzten Tagen anschaust: Hunderte Bekloppte ohne Abstand, ohne Maske, ohne Hirn, die in Nürnberg singend und tanzend gegen Corona protestieren, das Virus wird davon sicher sehr beeindruckt sein. Abertausende, die die deutschen Mittelgebirge und Skiregionen stürmen. Das geht so weit, dass inzwischen sogar die Polizei eingesetzt werden muss, um die eigenverantwortlichen, souveränen Bürger von weiterem Unfug abzuhalten.

Das steht im Gegensatz zu dem, was wir sonst gut können: mosern und vor allem „dem Staat“ und „der Politik“ unter die Nase zu reiben, wie unfähig sie doch alle sind. Wenn „Bild“ tatsächlich das Volksorgan sein sollte, dann lesen wir dort gerade von „Impfdesaster“, „Impftrödelei“ und anderen Unzulänglichkeiten. Interessanterweise lesen wir dann in derselben „Bild“, dass Österreichs Zeitungen die Impfpolitik Österreichs ziemlich niederknüppeln. Mit Verweis darauf, wie gut es doch in Deutschland laufe. Das kann „Bild“ nicht größer bringen, weil sie den heiligen Kurz als Antipoden zur bösen Merkel aufbauen wollen.

Aber darüber wollte ich gar nicht viel schreiben, weil Schreiben über die „Bild“ eh sinnlos ist. Du wunderst dich nur, wie gerade alles, wirklich alles schlecht geredet wird. Wir haben in nicht mal einem Jahr in Deutschland einen hoch wirkungsvollen Impfstoff entwickelt, ein paar Hunderttausend Menschen sind bereits geimpft, bis Sommer/Herbst sollten wir das Schlimmste überstanden haben – und was passiert hier: Tullius Destructivus Julian Reichelt und seine anderen Schreihälse brüllen das Land nieder und zeichnen das Bild einer Bananenrepublik.

Aber vielleicht ist das ja immer noch eine sehr deutsche Mentalität: erst mal schauen, ob man nicht was zum Nölen findet. Optimismus für Naivität halten und destruktives Gemotze für Kreativität. Wenn du wissen willst, wie das funktioniert: lies „Bild“,das Schmierblatt. Die schreiben wirklich alles in Grund und Boden.

Umgekehrt entdecke ich gerade heiligen Respekt vor den Leuten, die machen statt dumm rumlabern. Wir haben beispielsweise in unserem hübschen Dillingen einen OB Frank Kunz, der macht klaglos seinen Job, sorgt dafür, dass hier Tag für Tag alles lautlos und prima funktioniert. Vermutlich bekommt er dafür nicht mal ein „Danke“, weil wir ja gerade damit beschäftigt sind, noch ein paar Haare in der Suppe zu finden. Solche OB´s und Landräte und die ganzen ehrenamtlichen Helfer, die findest du vermutlich in vielen Städten. Aber es ist natürlich sehr viel einfacher, vom warmen Zuhause aus im Netz rumzunölen, wie doof die alle sind. Jedenfalls, da lege ich mich fest, tut unser Dillinger OB jeden Tag sehr viel mehr fürs Land, als wie es eine Flachpfeife wie Julian Reichelt es jemals hinbekommen wird.

Egal. Die Welt wird sich weiter drehen, vermutlich demnächst auch wieder besser als zuvor. Ich weiß nicht, wie es euch geht, aber ich für meinen Teil habe beschlossen, den Arschgeigen in meinem Leben keinen Platz mehr zu geben. Sucht ihr mal weiter überall was zum Motzen, ich halte es bis dahin mit einem berühmt gewordenen Satz eines Virologen:

Ich habe Besseres zu tun!

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