Erstaunlicherweise sind in diesem Jahr noch alle am Leben. Das war 2016 ganz anders, als wir alle Naslang einen RIP-Storm in den sozialen Netzen erlebt haben. So viele, dass man sich jetzt, Stand Frühling 2017, kaum mehr daran erinnern kann, wer nicht alles. Was ja irgendwie auch eine ganze Menge über die Art sagt, wie wir in diesen modernen Tagen leben: Wir liken, lachen, leben, lieben und manchmal trauern mit schnellen, flüchtigen Klicks, die so schnell gehen, dass wir uns heute fragen müssen: Wer war nochmal gestorben? Manchmal frage ich mich sogar, ob wohl der Musiker, Schriftsteller oder Schauspieler, von dem ich unlängst irgendwas gesehen habe, überhaupt noch am Leben ist.
2016 jedenfalls ist als Jahr als solches ziemlich verflucht und mit bösen Beschimpfungen belegt worden. Ziemlich am Anfang des Jahres hieß es damals schon: „Es reicht, 2016!“. Das ist natürlich ein rührender Ansatz, zumal 2016 so gesehen nicht sehr viel dafür konnte. Bei dem einen oder anderen war es einfach das Alter, bei manchen die Lebensweise und in einigen Fällen auch die beides zusammen. Und wie das manchmal so ist: Es gab sogar Fälle, die man tragisch oder traurig finden konnte.
Vermutlich hat das aber auch damit zu tun, dass wir (also, zumindest diejenigen unter Ihnen, die sich in etwa in meinem Aller befinden) allmählich Abschied nehmen müssen von unseren Helden und anderen Wegbegleitern. Gut, irgendwas um die 70, so wie in den Fällen der Herren Bowie und Kilmister, das ist natürlich kein Alter zum Sterben. Auf der anderen Seite haben wir unsere Helden ja immer bewundert für Lebensweisen abseits des drögen Durchschnittslebens und außerdem: Wollten wir wirklich Bowie und Lemmy als nette, ältere Herren im Schaukelstuhl erleben? Oder, noch schlimmer, als demente Rocktrottel im Pflegeheim? Oder womöglich bei der Eröffnung eines Broadway-Musicals, das aus einem gelebten Leben eine Art La-La-Land macht? Na also.
2017 übrigens gibt bisher trügerische Ruhe; an einen echten RIP-Storm kann ich mich bisher nicht erinnern, obwohl wir jetzt auch schon wieder das erste Viertel dieses Jahres hinter uns haben. Das hat zumindest für 2017 den Vorteil, dass es nicht als Drecksack beschimpft wird und dass außerdem die Stimmung in der Generation der über 40jährigen als deutlich aufgehellt zu bezeichnen ist.
Außerdem: So lange Keith Richards noch lebt, besteht Hoffnung für ungefähr alles. Sogar auf ewiges Leben.
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