Logbuch USA (2): Kennen Sie die Hillbillys?

Weil ich in meinem Leben schon ein paar Mal in den USA war und es insgesamt vermutlich auf etliche Monate Aufenthalt dort bringe, bilde ich mir ein, die USA besser zu kennen als der normale Durchschnitts-Tourist. Das bildet sich zwar jeder ein, der schon mal mehr gesehen hat als Miami Beach und den Times Square in New York. Aber das muss einen ja nicht von diesem Irrglauben abhalten.

Logbuch USA (1): Willkommen in einem völlig anderen Land

Als ich das letzte Mal in den USA war, war das buchstäblich ein anderes Land. Es waren die letzten Tage von Barack Obama, Trump war bereits president elect und niemand wusste so ganz genau, was danach auf das Land zukommen würde. Was noch alles kommt, wissen wir auch heute nicht so genau. Außer, dass man bei Trump besser nichts ausschließen sollte. Und dass alle ein bisschen verkehrt lagen die meinten, so schlimm werde es dann schon nicht werden, es gebe ja schließlich ein sehr funktionierendes System von checks and balances. Ich hing diesem Glauben ebenfalls nach. Heute würde ich sagen: Schön blöd, wie man sich täuschen kann…

Das ganze Elend älterer Männer…

Die folgende Geschichte wäre ohne Kumpel Jürgen nicht entstanden. Deswegen muss ich erstmal ein paar Sätze über Kumpel Jürgen loswerden. Der Mann ist gerade 50 geworden, eine Seele von Mensch und hört deswegen hauptsächlich Metal. In allen Varianten. Sollten Sie zufällig mal auf der Suche nach dem Namen der angesagtesten Band aus der japanischen Trash-Metal-Szene sein, fragen Sie ihn. Jürgen hilft Ihnen vermutlich auch mit den letzten beiden Alben der Band weiter, die er mit hoher Wahrscheinlichkeit an einem Ort stehen hat, den man früher Plattenschrank nannte. Bei Jürgen ist es eher ein Plattenzimmer. 

Das Land der unmöglichen Begrenztheiten

Ok, gehen wir mal ein bisschen back in time. In diese Zeit der 80er Jahre, in denen ich großen geworden bin. Diese Jahre, die so verbohrt waren, dass sie mir trotz ihrer damals vorgegaukelten Toleranz so schwer und bleiern vorkommen, dass ich bei den heutigen Zeiten fast das Gefühl habe, so beschwingt und leicht habe es sich noch nie gelebt. 

Werde ich jetzt rechts, weil mich links so nervt?

Vor ein paar Jahren, als ich allmählich beschloss, jetzt wirklich mal etwas älter zu werden, habe ich mich durch ein Buch von Jan Fleischhauer gequält. Es heißt „Unter Linken – von einem, der aus Versehen konservativ wurde“.

Im Bahn-Wahn: Kein Anschluss unter diesem Fahrplan

Gerade eben lese ich übrigens ein Buch über Stoizismus. Es ziemlich gut, vor allem, weil es weit entfernt ist vom Kalendersprüche-Niveau. Oder diesen grässlichen Postings mit völlig sinnentleerten Lebensweisheiten, die immer wieder mal durch Facebook geistern und die von den nachdenklichen Sprüchen mit Bildern regelmäßig wunderbar persifliert werden. Müsste man die knapp 400 Seiten des Buches in einem Satz zusammenfassen, er würde lauten: Reg dich nicht so auf! 

Phil Collins und der Club der toten Adabeis

Vermutlich  hat Phil Collins bei seinen nun abgeschlossenen Konzerten in Köln nicht das Publikum gehabt, das er verdient gehabt hätte. Möglicherweise bekommt sogar kein Künstler, der ein Publikum jenseits der 40 anzieht, das ihm gebührende Publikum. Weil solche Konzertbesuche gerne ausarten in ein Adabei-Event. 

Wir feiern die Helden und zelebrieren uns selber

Good old Phil. Es ist dasselbe Spiel wie bei vielen großen Musikern. Phil Collins ging irgendwann mal ziemlich vielen Leuten ziemlich auf die Nerven. In dieser Zeit, es muss irgendwann in der Mitte der 80er gewesen sein, gehörte eine ganze Menge Zivilcourage dazu um zuzugeben, dass man Collins gut fand. Im Pop-Feuilleton war der Mann ohnehin unmöglich. Und selbst heute kenne ich noch Menschen, die sich in linksliberaler Milieu-Arroganz darin gefallen, böse, böse Sachen über Collins zu sagen. Heute ist mir das wurscht, weil ich finde, dass ein Tweet, in dem lediglich „Ich hasse Phil Collins“ steht, höchstens von der Einfalt seines Verfassers zeugt. 

Einmal in den Kopf eines Finanzbeamten schauen…

Manchmal, wenn ich zu viel Zeit habe, dann denke ich über die Frage nach, was einen Menschen bewegen könnte, den Beruf eines Finanzbeamten zu ergreifen. Ich frage mich dann beispielsweise, wie er vor sich selbst und anderen begründet, was er an diesem Job so geil findet:  vielleicht die viele Abwechslung, die jährlich wechselnden und immer bizarrer werdenden Steuergesetze (auf Babynahrung 19 Prozent, auf Tierfutter 7 Prozent).  Oder der gute Ruf, der diesem Job vorauseilt. Man ist vermutlich Mittelpunkt jeder Party, wenn man auf die Frage „Und was machst du so?“ mit unnachahmlicher Coolness hinwerfen kann: Finanzamt! 

Was ist nur aus dem Fußball geworden?

Natürlich dürft ihr, wenn ihr euch für Fußball interessiert, leidenschaftliche Hasser von 1860 München sein. Ihr dürft sie mit aller Häme überschütten, zu der ihr fähig seid. Oder sie einfach nur belächeln. Aber bevor ihr das tut, lest diesen Text. Nicht, dass es euch auch mal so geht…