Wenn Corona etwas schafft, dann das: es macht unglaublich müde. Da freust du dich darüber, dass es endlich mit dem Impfen losgehen kann – und dann das: Irgendeine bekloppte Mutation bringt es fertig, dass dieser Mistbock von Virus nochmal viel ansteckender wird als ohnehin schon.
Und als wenn sich dieses ebenso mistige 2020 noch eine besonders irre Pointe hätte ausdenken wollen, sitzen die Briten jetzt auf ihrer Insel, isolierter denn je, und bekommen einen Vorgeschmack, wie das werden könnte mit so einem harten Brexit.
Vielleicht hat dieses Virus einfach nur eine besondere Form des Gerechtigkeitssinns und wir merken es nicht. Erst wirft es den Donald aus dem Weiße Haus. Und jetzt sollte man sich nicht wundern, wenn der andere Mini-Populist durch dieses Zeug in mehr Schwierigkeiten gerät als durch jede noch so blödsinnige Brexit-Volte.
Auf der anderen Seite: Heute ist der kürzeste Tag des Jahres. Ab morgen geht es wieder aufwärts. In sehr, sehr kleinen Schritten. Minutenweise. Aber es wird dann doch schnell gehen und die Tage sind wieder länger. Dazwischen liegt ein knackiger Winter, vermutlich mit allem, was ihn unangenehm macht. Zumindest aber wissen wir, dass auch das vorbei geht.
Und so siechen sie dahin, die letzten Tage dieses wahnwitzigen Jahres. In einem Taumel aus Hoffnung und Ernüchterung, aus unschönen Erwartungen (Corona-Weihnachten, Lockdown) und der Gewissheit, dass die Tage wieder länger, schöner, wärmer, werden.
Zeit wird es, weil, siehe oben, Corona vor allem müde und unleidlich macht. Bei jeder Kleinigkeit denkst du dir inzwischen: Was denn noch alles? Sogar Journalisten-Kollegen, die ich für bedacht und intelligent halte, nölen inzwischen in ihren Kommentaren rum wie die Kleinkinder und beklagen sich, dass „die Politik“ nicht den richtigen Ton treffe. Als wenn es darauf ankäme, den „richtigen Ton“. Ich hätte gerne wieder die guten Seiten meines alten Lebens zurück. Gerne gepaart mit den wenigen guten Erkenntnissen aus 2020.
Zu denen gehört übrigens: Talk is cheap. Es kommt aufs Machen an. Ich habe so viele Sachen in diesem Jahr gelesen (siehe: der richtige Ton), bei denen ich mir denke, dass sie so belanglos und wirkungslos sind.
2021 also. Da soll jetzt nicht alles besser werden. Aber vieles zumindest. Was ich sicher jetzt schon weiß: Sollte ich 2021 jemals auf die absurde Idee kommen, mich über etwas zu beklagen, ich denke einfach an 2020 zurück.
Ich wünsch euch, falls wir uns nicht mehr lesen, hören, sprechen: Zuversichtliche, entspannte Weihnachten.