Alter, eingerosteter Mann schreibt Buch über alte, eingerostete Männer und Frauen

Es knackt bei mir, und zwar schon seit geraumer und so ziemlich genau alles. Am Anfang dachte ich, es handle sich dabei nur um ein temporäres Phänomen. Um eines, das kurz nach dem Aufstehen mal auftritt und dann wieder verschwindet. Bis ich inzwischen zu der Auffassung gekommen bin, dass es besser sein  könnte, wenn ich ehrlich zu mir selbst bin: Es knackt in Armen, Schulter und Gelenken, weil ich ein wenig eingerostet bin. 

Die erstaunliche Geschichte des „40jährigen“…

Der eine oder andere unter der geneigten Leserschaft weiß das vielleicht: Vor mittlerweile drei Jahren ist ein kleines Buch von mir erschienen. Eines, das sich ausnahmsweise nicht mit Medien beschäftigt. „Der 40jährige, der aus dem Golf stieg und verschwand“ ist sogar ziemlich gut gelaufen, gemessen daran, dass es kein Marketing und keine Werbung auch sonst nichts flankierendes gab. Offensichtlich ist das halt ein Thema: wie man so lebt als Mensch jenseits der 40. Die gesamte Auflage des Buchs ist verkauft, ein paar Exemplare liegen noch bei mir rum. Und immer wieder mal denke ich darüber nach, es nochmal neu aufzulegen. Aber die Schreiberei ist ja nur ein kleines Hobby von mir, ich habe eine ganze Reihe anderer Sachen zu tun. Außerdem habe ich mit dem „40jährigen“ ohnehin so viel zurückbekommen, dass mehr gar nicht mehr geht.  

Alles Nazis in der anderen Filterblase

Da war zum Beispiel dieser Text im Magazin t3n. Das ist ein Medium für Menschen, deren Leben in erster Linie aus Internet besteht. Spötter behaupten sogar, es handle sich dabei um Leute, die gar kein richtiges Leben haben. Dort hieß es in der Überschrift vor der Wahl, dass wir da, wo wir hingingen, keine Straßen brauchten (sondern stattdessen schnelles Internet). Der Text deckte dann zwar später die Überschrift nicht mehr, aber wir wollen uns ja nicht mit journalistischen Petitessen aufhalten. 

Das ganze Elend älterer Männer…

Die folgende Geschichte wäre ohne Kumpel Jürgen nicht entstanden. Deswegen muss ich erstmal ein paar Sätze über Kumpel Jürgen loswerden. Der Mann ist gerade 50 geworden, eine Seele von Mensch und hört deswegen hauptsächlich Metal. In allen Varianten. Sollten Sie zufällig mal auf der Suche nach dem Namen der angesagtesten Band aus der japanischen Trash-Metal-Szene sein, fragen Sie ihn. Jürgen hilft Ihnen vermutlich auch mit den letzten beiden Alben der Band weiter, die er mit hoher Wahrscheinlichkeit an einem Ort stehen hat, den man früher Plattenschrank nannte. Bei Jürgen ist es eher ein Plattenzimmer. 

Werde ich jetzt rechts, weil mich links so nervt?

Vor ein paar Jahren, als ich allmählich beschloss, jetzt wirklich mal etwas älter zu werden, habe ich mich durch ein Buch von Jan Fleischhauer gequält. Es heißt „Unter Linken – von einem, der aus Versehen konservativ wurde“.

Im Bahn-Wahn: Kein Anschluss unter diesem Fahrplan

Gerade eben lese ich übrigens ein Buch über Stoizismus. Es ziemlich gut, vor allem, weil es weit entfernt ist vom Kalendersprüche-Niveau. Oder diesen grässlichen Postings mit völlig sinnentleerten Lebensweisheiten, die immer wieder mal durch Facebook geistern und die von den nachdenklichen Sprüchen mit Bildern regelmäßig wunderbar persifliert werden. Müsste man die knapp 400 Seiten des Buches in einem Satz zusammenfassen, er würde lauten: Reg dich nicht so auf! 

Phil Collins und der Club der toten Adabeis

Vermutlich  hat Phil Collins bei seinen nun abgeschlossenen Konzerten in Köln nicht das Publikum gehabt, das er verdient gehabt hätte. Möglicherweise bekommt sogar kein Künstler, der ein Publikum jenseits der 40 anzieht, das ihm gebührende Publikum. Weil solche Konzertbesuche gerne ausarten in ein Adabei-Event. 

Wir feiern die Helden und zelebrieren uns selber

Good old Phil. Es ist dasselbe Spiel wie bei vielen großen Musikern. Phil Collins ging irgendwann mal ziemlich vielen Leuten ziemlich auf die Nerven. In dieser Zeit, es muss irgendwann in der Mitte der 80er gewesen sein, gehörte eine ganze Menge Zivilcourage dazu um zuzugeben, dass man Collins gut fand. Im Pop-Feuilleton war der Mann ohnehin unmöglich. Und selbst heute kenne ich noch Menschen, die sich in linksliberaler Milieu-Arroganz darin gefallen, böse, böse Sachen über Collins zu sagen. Heute ist mir das wurscht, weil ich finde, dass ein Tweet, in dem lediglich „Ich hasse Phil Collins“ steht, höchstens von der Einfalt seines Verfassers zeugt. 

Einmal in den Kopf eines Finanzbeamten schauen…

Manchmal, wenn ich zu viel Zeit habe, dann denke ich über die Frage nach, was einen Menschen bewegen könnte, den Beruf eines Finanzbeamten zu ergreifen. Ich frage mich dann beispielsweise, wie er vor sich selbst und anderen begründet, was er an diesem Job so geil findet:  vielleicht die viele Abwechslung, die jährlich wechselnden und immer bizarrer werdenden Steuergesetze (auf Babynahrung 19 Prozent, auf Tierfutter 7 Prozent).  Oder der gute Ruf, der diesem Job vorauseilt. Man ist vermutlich Mittelpunkt jeder Party, wenn man auf die Frage „Und was machst du so?“ mit unnachahmlicher Coolness hinwerfen kann: Finanzamt! 

Was ist nur aus dem Fußball geworden?

Natürlich dürft ihr, wenn ihr euch für Fußball interessiert, leidenschaftliche Hasser von 1860 München sein. Ihr dürft sie mit aller Häme überschütten, zu der ihr fähig seid. Oder sie einfach nur belächeln. Aber bevor ihr das tut, lest diesen Text. Nicht, dass es euch auch mal so geht…