Das ganze Elend älterer Männer…

Die folgende Geschichte wäre ohne Kumpel Jürgen nicht entstanden. Deswegen muss ich erstmal ein paar Sätze über Kumpel Jürgen loswerden. Der Mann ist gerade 50 geworden, eine Seele von Mensch und hört deswegen hauptsächlich Metal. In allen Varianten. Sollten Sie zufällig mal auf der Suche nach dem Namen der angesagtesten Band aus der japanischen Trash-Metal-Szene sein, fragen Sie ihn. Jürgen hilft Ihnen vermutlich auch mit den letzten beiden Alben der Band weiter, die er mit hoher Wahrscheinlichkeit an einem Ort stehen hat, den man früher Plattenschrank nannte. Bei Jürgen ist es eher ein Plattenzimmer. 

Eine Antwort auf „Das ganze Elend älterer Männer…“

  1. Lieber Herr Jakubetz,

    es mag durchaus sein, das Lesungen aus dem Telefonbuch von DILLINGEN langweilig sind. Oder sein würden. Denn ich bezweifle das es bisher Lesungen daraus gegeben hat oder auch jemals geben wird.
    Um also eine solch theoretische Telefonbuchlesung in die Nähe einer musikalischen Darbietung rücken zu können, müsste eben jene im übrigen wohl eher im Bereich Rap (Sprech-Gesang) oder wenigstens HipHop (ach, wie soll man das erklären?) angesiedelt sein, denn im Segement melodischer Rock lassen sich Vor- und Nachnamen sowie endlose Zifferkolonnen nur schwer publikumswirksam vermitteln.

    Ihrem Freund Jürgen sei zunächst einmal eine gute Lesebrille empfohlen. Gibt es im Drogeriemarkt, für 4,95 € das Stück, ein unwesentlicher Mehrbetrag im Verhältnis zu heutigen Ticketpreisen. Das LineUp des „Rock Of Ages Festival 2017“ in Stuttgart (Stuttgart? Sind das nicht die vom Diesel vernebelten Talbewohner mit Luxusschlitten?) stand ja wohl schon länger fest. Somit war seine Teilnahme mit Erwerb der Eintrittskarte ganz klar eine bewusste freie Willensentscheidung. Ohne Ihren Metal-Freund-Jürgen näher zu kennen: Vielleicht zückte er ja auch nur lüstern seine Geldbörse, um heimlich einen Blick auf die offenbar immer noch fesche Kim Wilde zu erhaschen? Ganz so, wie er sich vielleicht auch den Playboy am Kiosk kauft, natürlich nur, um die tollen Reportagen zu lesen?

    Nun denn. Ihr Metal-Freund-Jürgen fand also SAGA und MARILLION nicht gut und sie leiten daraus mal eben „Das Ganze Elend Älterer Männer“ offenbar ausschließlich aus seinen tauben Metal Ohren ab. Das ist kühn! Das ist mutig!

    Aber noch gewagter finde ich Ihre These, das man einfach Schluss machen sollte, wenn man älter wird. Den Absprung schaffen.

    So wie jüngst CHESTER BENNINGTON oder CHRIS CORNELL etwa?

    Sich feige aus dem Leben stehlen und die (in allen genannten Fällen) weltweiten Fans rat- und trostlos zurück lassen? Ohne mit neuer Musik für weltweite Lebensfreude und Begeisterung zu sorgen?

    Ohne Glücksgefühle auszulösen?

    Hier die Gute Nachricht:
    Weder Ihr Metal-Freund-Jürgen noch Sie selbst müssen alles mögen! Die Welt ist bunt! Suchen Sie sich doch einfach Ihre Farbe aus und werden glücklich damit!

    „Das Ganze Elend Älterer Männer“ besteht wohl eher darin, immer engstirniger, intoleranter und verschlossener zu werden. Verbohrter.

    „Das Ganze Elend Älterer Männer“ besteht, auf den Punkt gebracht, ausschließlich darin, das Unbekannte mit zunehmenden Alter als Bedrohung zu empfinden.

    Als verkappte männliche Mutter Theresa komme ich nicht umhin, ungefragt folgende weitere Ratschläge zu erteilen:
    Ihrem Metal-Freund-Jürgen empfehle ich hinreichend bebrillt das LineUp zukünftiger Konzerte aufmerksamer zu studieren um so selbsterfüllende Prophezeiungen und damit einhergehende Enttäuschungen zu vermeiden.

    Ihnen jedoch möchte ich vom Herzen den Besuch eines MARILLION Konzertes abseits der Festival empfehlen. Nicht, das Sie die Musik mögen würden. Nein, nein, das glaube ich nicht. Sie mögen ja das Telefonbuch von DILLINGEN besonders gerne. Aber vielleicht spüren Sie dort etwas von der Lebensfreude anderer älterer Männer? Und sind überrascht?

    Denn sonst gilt für Sie zweifellos auf ewig folgende Textzeile aus Herbert Grönemeyer`s LUXUS (1990):

    „Wir feiern hier ´ne Party und Du bist nicht dabei!“

    In diesem Sinne,

    wir sehen uns (oder auch nicht): 13. Oktober 2017: MARILLION, Royal Albert Hall London,

    Ihr noch nie cool gewesener Vollhorst,

    Peter Wiedekamm.

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